Donnerstag, 29. November 2018

Wieder ein kleiner Schritt, der gut tut

Bis vor wenigen Jahren habe ich regelmäßig in unserer Kirche erlebt, daß, wenn zum Graduale ein Psalm aus dem GL gesungen wurde, der Kantor das «Ehre sei ...» einfach mitsang.
Nun ist das Graduale ein alterwürdiger Gesang, zu dem neuere Zutaten – das «Ehre sei ...» am Ende der Psalmen ist erst im IV. Jahrhundert entstanden – einfach noch nicht dazugehören.
Und siehe: in den letzten Jahren wird es verläßlich am Ende des Graduale nicht mehr gesungen.

Montag, 17. September 2018

«Er formulierte als erster klar ...»

In einer Kolumne von Nora Bossong zu einem ganz anderen Thema (Lust auf Revolution. taz vom 12. 9. 2018) lese ich über Antonio Gramsci (1891 – 1937): «Er formulierte als erster klar, dass staatliche Restriktionen einer gesellschaftlichen Legitimation bedürfen, dass es also nicht bloß das staatliche Machtmonopol ist, das Macht sichert, sondern auch der gesellschaftliche Konsens, der Common Sense, der dies hinnimmt.»
Ich zitiere die zweite Strophe der Hymne des deutschen Kaiserreichs der Hohenzollern, die auf Heinrich Harries (1762 – 1802) zurückgeht:
«Nicht Ross und Reisige
sichern die steile Höh,
wo Fürsten stehn:
Liebe des Vaterlands,
Liebe des freien Manns
gründet den Herrscherthron
wie Fels im Meer.»

Freitag, 7. September 2018

Papst Franziskus und Mons. Viganò

Zwei Parteien stehen sich scharf gegenüber; aber, wenn auch keine eigentliche Synthese zu erkennen ist, so tut doch Dialektik not. Das Ergebnis ist hier zu finden: Franciscus P.P. I. – ein kirchengeschichtlich einmaliges Experiment

Samstag, 18. August 2018

Der von der Geschichtsschreibung am meisten verdammte Papst

war Alexander VI. (1492-1503). Sicher liegt es an der Reformation, daß, um ihnen eine Mitschuld daran zuzuschreiben, die Renaissance-Päpste mehr verdammt werden als die Päpste des Secolo oscuro; aber es stimmt durchaus, daß man über die Person Alexanders VI. Schlimmes sagen kann.
Interessant aber, was Gaetano Moroni (Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica da San Pietro sino ai nostri giorni, vol. I, p. 242 / ich zitiere nach Scuola Ecclesia Mater) über ihn schreibt:
«So sehr auch Alexander seine Würde mit vielen Lastern entweiht hatte, dennoch hat er jederzeit in seinen Bullen die Reinheit der Lehre und die Maximen der Moral des Evangeliums aufrechterhalten.»
Was ist besser: solch ein Papst oder, umgekehrt, … ? Eine häßliche Alternative.

Dienstag, 7. August 2018

Eine orthodoxe Stimme zur katholischen Kirche unserer Zeit

Ein kürzlich erschienenes Buch über die Kirche in unserer Zeit gab einem orthodoxen Autor Gelegenheit, in einer Rezension selber Stellung zu nehmen.
Allerdings führt die konfessionelle Ferne zu einer Ungenauigkeit: für das seit Mitte der sechziger Jahre verwirklichte „Aggiornamento“ ist nicht das II. Vatikanische Konzil verantwortlich – es wurde in Gang gesetzt durch die „Konzilsspiritisten“, die einem angeblichen „Geist des Konzils“ huldigen, der mit den wirklichen Konstitutionen und Dekreten dieses Konzils nichts zu tun hat. So haben wir vor einiger Zeit aufgezeigt, daß die nach dem Konzil verwirklichten Liturgiereformen sich von Geist und Buchstaben der Konzilskonstitution weit entfernt haben.

Nichtsdestoweniger ist der orthodoxe Text beachtenswert. Schlüsselsätze sind:

« Das vom II. Vatikanischen Konzil verwirklichte Aggiornamento, das sich vorgenommen hatte, sich den Herausforderungen der modernen Welt zu stellen, hat nichts anderes getan als sich ihr anzupassen. In der Absicht, im Säkulum, in der Welt unserer Zeit gehört zu werden, hat sich der Katholizismus säkularisiert. Aus Furcht, die eigene Identität hervorzuheben, hat er sich relativiert bis zu dem Punkt, daß eine große Zahl von Gläubigen in ihm nicht mehr die Merkmale fanden, an die sie gewöhnt waren oder die sie erwarteten, und kein Interesse mehr hatten, in ihm das zu suchen, was die Welt ihnen schon in einer weniger gewundenen Weise bot. »
Letzteres knüpft an eine wohlbekannte Erkenntnis an: wenn die Kirche die Welt dadurch gewinnen will, daß sie weltlich wird, so wird sie erfahren müssen, daß sie von der Welt im Weltlichsein immer übertroffen werden wird.

Der ganze Text ist zu finden als
Recension: Guillaume Cuchet, « Comment notre monde a cessé d’être chrétien. Anatomie d’un effondrement » von Jean-Claude Larchet (dort auch in Englisch, bei Traditio liturgica in Italienisch).

Mittwoch, 4. Juli 2018

Die höhere Lebenserwartung von Frauen

Wenn man die Lebenserwartung heute lebender Menschen berechnet, so ist das immer eine Extrapolation: wie alt Menschen im Schnitt werden, kann man nur aus der durchschnittlichen Lebensdauer der bereits verstorbenen entnehmen, die man durch die heutige Sterblichkeit im frühen Alter korrigiert, durch die heutige Kindersterblichkeit, durch Herausrechnung der Zahlen der Kriegsopfer. Aber im großen und ganzen – und gerade wegen der viel geringeren heutigen Kindersterblichkeit und des Endes der Weltkriege – wird die Zahl weiterhin bestimmt von der Sterblichkeit im Alter jener Generationen, die heute zum größten Teil verstorben sind.
Die heute errechnete Lebenserwartung wird also weitgehend bestimmt durch die Lebensverhältnisse der Menschen, die vor den dreißiger Jahren geboren wurden.

In früheren Zeiten waren die Lebensbedingungen für den Großteil der Bevölkerung (der ja für die Statistik mehr ins Gewicht fällt als die wohlhabenderen Schichten) sehr hart, die Arbeitszeiten waren lang, die Arbeit war mühselig. Doch hatten Frauen einen Vorteil: die Arbeit der meisten Frauen, der Hausfrauen, war selbstbestimmt, während die Männer sich dem Arbeitgeber zu fügen hatten. Die Frauen beherrschten weitgehend das Leben der Familie. Bevor seit den sechziger Jahren das Geld mehr und mehr aufs Konto floß, war es normal, daß der Mann seiner Frau am Zahltag seine Lohntüte übergab und von ihr dann Taschengeld erhielt.
Aber:
(I.) Dieser Vorteil der Frauen wurde oft zunichte gemacht durch zwei Faktoren: Trunksucht und Gewalt.
a) Trunksucht (Alkoholismus kannte man damals noch nicht): das hieß, daß die Frau zittern mußte, wieviel Geld nach der ehemännlichen Sauftour am Zahltag noch übrig war.
b) Gewalt: im Durchschnitt sind Männer körperlich stärker als Frauen; und es gibt mehr körperlich aggresive Männer als derartige Frauen. Und Männer waren viel häufiger trunksüchtig als ihre Frauen; und mit Trunksucht war sehr oft Gewalt verbunden.
Aber:
(II.) Seit den zwanziger Jahren hatten sich die Lebensbedingungen zugunsten der Männer verändert: nun gab es für Arbeiter den Achtstundentag, der Hausfrauen keineswegs zuteil wurde; erst die Einführung moderner Haushaltsgeräte, vor allem von Waschmaschinen, brachte auch ihnen Erleichterung.

Für die höhere Lebenserwartung von Frauen müssen also andere Umstände verantwortlich sein.
Zwei kommen in den Sinn, wenn man die früheren Lebensverhältnisse bedenkt:
(1.) Das Taschengeld der Männer diente vor allem dem Rauchen. Damals rauchten die allermeisten Männer und die wenigsten Frauen. Das Rauchen ist (heute) die Ursache etwa jedes achten Todesfalls.
(2.) Bis weit in die sechziger Jahre trugen Männer meistens Oberhemden, noch keine Rollkragenpullover und erst recht keine T-Shirts. Bei Herrenoberhemden aber ist es seit jeher (und bis heute) selbstverständlich, daß der Kragenknopf viel zu eng sitzt. Männer mußten also entweder den obersetn Knopf des Hemdes immer offen lassen, waren dann also ständig erkältet, oder sie knöpften ihn dennoch zu, waren dann ständig in Luftnot.

Dienstag, 8. Mai 2018

Was ist „Islamismus“

Besonders rigoroser Islam, mag man denken. Und in der Tat gibt es durchaus eine sehr gewalttätige Tradition innerhalb des islamischen Islam.
Aber das heißt nicht, daß der Islamismus des IS islamisch wäre. Von Boko Haram, das sich ja als zum IS zugehörig betrachtet, war jüngst in der Zeitung zu lesen:
«Die Miliz zündet seit knapp drei Jahren Sprengsätze vorwiegend an Moscheen oder auf Märkten. Es sind sogenannte „weiche Ziele“. Kirchen hingegen werden heute seltener von der Gruppe angegriffen, da diese frühzeitig Sicherheitskonzepte entwickelt und umgesetzt haben.» (Katrin Gänsler: Bis zu 60 Tote. taz vom 2.5.2018)

Samstag, 17. März 2018

Sed tantum dic verbo

«.. et sanabitur servus meus» steht in den Evangelien (Mtth. 8, 8; Lc. 7, 7), «.. et sanabitur anima mea» beten wir.
Müßte es nicht «verbum» heißen, «sprich nur ein Wort» eben?
Doch der lateinische Text wird bestätigt vom griechischen: «eipè lógo», vom syrischen: «emar b’meltha». «Lógo» und «verbo» sind Instumentalia, wörtlich also «sprich nur mittels eines Wortes» (wobei «eines» Artikel ist, nicht etwa Numerale, wie es das deutsche «nur ein» nahezulegen scheint). Darum fügt das Syrische die Präposition «b’» hinzu.
Ob freilich – falls der Centurio aramäisch, und zwar ein hebraïsierendes Aramäisch, gesprochen hat – der Ausdrucksweise ein Infinitivus absolutus zugrunde liegt, ist nicht mehr nachprüfbar.

Mittwoch, 14. März 2018

Die Geheimnisse von „Hackern“ sind juristisch geschützt

„Hacker“ sind in das Verwaltungsnetz des Bundes eingedrungen. Dabei ist nicht einmal klar, ob das „Hacken“ noch im Gange ist.
„Hacker“ pflegen heimlich zu arbeiten. Diese Nachricht aber ist nun an die Presse gelangt. Doch auch das Hack-Geheimnis soll rechtlich geschützt bleiben: vom Innenministerium ist zu erfahren, daß der Hinweisgeber mit einer Strafanzeige wegen Geheimnisverrat zu rechnen habe.

Dienstag, 27. Februar 2018

„Handelskrieg“

Von „Strafzöllen“, gar drohendem „Handelskrieg“ ist die Rede, weil die USA Zölle etwa auf europäische Stahlimporte einführen wollen. Diese und andere Nachrichten hat gegen den Strich gelesen der Chronist von Orietur Occidens.

Freitag, 2. Februar 2018

Der äußere Ritus der Kirche

Ein großes Wort des heiligen Theophan des Klausners – doch im Netz bisher nicht zu finden: «Der äußere Ritus der Kirche ist das Gewand des Herrn; die Kirche aber selbst ist Sein Leib.»
(Письма къ одному лицу въ С.П.Б. по поводу появления тамъ нового учителя вѣры. С. Петербургъ 1881, стр. 148)

Samstag, 27. Januar 2018

Der Papst im Fernsehen

Eine Sendung im italienischen Fernsehen mit Papst Benedikt hatte im Schnitt eine Zuschauerquote von 20 %, bei Papst Franziskus schwankt sie zwischen 9 und 12 %, berichtet il venerdì.

Samstag, 20. Januar 2018

«Kredenz»

Als ich gerade beim Schreiben eines Beitrags für das neue E&Ewald-Heft das Wort «Kredenz» brauchte, fragte ich mich nach der Etymologie des Wortes – recht offensichtlich kommt es doch von «credere», aber wie kommt es da zu seiner aktuellen Bedeutung?
Ich habe einfach in der Wikipedia nachgesehen:
«Das Wort leitet sich vom lateinisch credere „glauben, vertrauen“ beziehungsweise italienisch credenza „Glaube, Vertrauen“ ab. In Zeiten, in denen Könige noch Vorkoster benötigten, um Giftattentaten zuvorzukommen, wurden die Speisen vom Vorkoster beglaubigt und für unbedenklich befunden. Die kredenzten Gaben konnten demnach unbeschwert verzehrt werden.»

Samstag, 13. Januar 2018

Die Slowakei in den Zeiten von EU und Euro

Einige Zitate aus Hinter Bratislava von Philippe Descamps im Monde diplomatique:
«Seit der EU-Osterweiterung interessieren sich die ausländischen Firmen nur noch dafür, wo sie die billigsten Arbeitskräfte herbekommen. Und die Regierungen der Region wetteifern darum, das niedrigste Steuerniveau anzubieten, statt dass sie ihre Kräfte bündeln.»
«Die Slowaken, die es eigentlich geschafft haben, ihr eigenes Staatswesen aufzubauen, erleben in Wahrheit seit 25 Jahren den Verfall ihres Sozialstaats.»
«Seit dem Beitritt zur Eurozone 2009 sind in der Slowakei die Preise gestiegen, aber die Gehälter nicht.»
«.. Mindestlohn von 405 Euro im Monat ...»
«.. 400 Euro, die man als Krankenschwester verdient ...»

Freitag, 12. Januar 2018

Eine prächtige Satire auf verquaste, pastoral gemeinte Sprache

ist auf katholisch.de zu finden. Daß diese Satire zum Thema eucharistische Anbetung nimmt, zeugt freilich nicht von sicherem Geschmack; doch der Grund könnte sein, daß der professorale Autor nicht bemerkt hat, daß er eine Satire schreibt:
«Das Brot des Glaubens ist kein Gegenstand frommer Versenkung. Man muss sich buchstäblich seiner annehmen und es miteinander teilen. Wer an dieses Brot nicht Hand anlegen will, bringt es um seine Wirkung, Wegzehrung der Menschen zu sein. Ist es aufgezehrt, steht der Mensch zwar mit leeren Händen da. Aber nur mit offenen und leeren Händen kann für ihn Gottes Gegenwart (be)greifbar werden.»