Donnerstag, 3. September 2009

Eine Sehnsucht

nach Indonesien hatte ich immer - Wiebke fährt wirklich dorthin. Selamat!

Montag, 27. Juli 2009

Was vermißt man

— wenn man nach mehr als einem Decennium aus der hanseatischen Metropole dicht unterm Polarkreis in die kleine obersächsische Großstadt zieht?
Die dort gewonnenen Freunde und Patenkinder? Natürlich, aber die wird man wiedersehen; wir werden sie, sie werden uns besuchen.
Natürlich auch die Einkaufsgelegenheiten, die Lammherzen vom türkischen Metzger, den Babić, den Plavac (den von Ston), den Kaštelet vom Kroaten, das Gemüse aus den Vierlanden, ganz besonders das köstliche Obst aus dem Alten Land. Freilich darf man gespannt sein, was andererseits hierzulande zu entdecken sein wird.
Was aber wohl endgültig fehlt, sind die Gottesdienste in St. Prokop. Einige Monate erst lebte ich im Norden, als ich hörte, daß dort einmal im Monat die Gottesdienste auf Deutsch gefeiert werden, Göttliche Liturgie ebenso wie am Vorabend die Nachtwache. Daraufhin ich ging dort zur Nachtwache; und von da an ging ich, wenn es möglich war, allmonatlich dorthin. Es ist schön dort: der Ritus ist schön, der Gesang, der Raum der Kirche. Und hinter dieser Schönheit ist die Liebe zu spüren, mit der hier alle mitwirken am gemeinsamen Ziel, dem Gottesdienst. Und so fühlte ich mich hier bald heimisch, heimischer als in einer der hiesigen katholischen Kirchen, obwohl ich ja gar nicht zur Communio der Orthodoxen Kirche gehöre. Hier erlebte ich Glauben, der im Ritus Gestalt annahm, hier erfuhr ich, was wirkliche «participatio actuosa» ist, eine Teilnahme der Gemeinde am Ritus, der ihrer Teilnahme am Glauben entspringt.
Alle hatten teil daran, die Offizianten, der kleine Chor, die Gemeinde im Kirchenschiff. Langsam wurde ich dann dessen gewahr, welch entscheidenden Anteil daran der ehrwürdige alte Priester hatte, den ich hier allmonatlich erleben konnte, wie sehr er diese Gemeinde prägte. Er scheute keine Mühe, seine Aufgabe im Gottesdienst mit Liebe auszuführen, auch als die Last des Alters ihm das immer schwerer machte. Ich spürte seine Liebe, wenn er uns Gläubigen nach der Verehrung des Evangelienbuchs die Stirn salbte, so wie ich sie dann auch später bei persönlichen Begegnungen spürte. Und während der Nachtwache geschah es, daß er einen Schwächeanfall erlitt und noch in derselben Nacht starb.
Einige Monate nach seinem Tod hörte ich von seinem Diakon einen Vortrag mit dem Titel: «Was ist Orthodoxie?». Ich stellte fest, daß dies auch ein hervorragender Vortrag gewesen wäre, wenn er ihn unter dem Titel «Was ist Christentum?» gehalten hätte.
Bald darauf wurde dieser Diakon zum Priester geweiht; und mit ihm wird der Gottesdienst in Sankt Prokop, wie ich ihn kenne und liebe, weitergeführt. Künftige Besuche im Norden werde ich, wenn möglich, so einrichten, daß ich an diesen Gottesdiensten teilnehmen kann.

Samstag, 23. Mai 2009

Nachrichten aus Obersachsen

Nachdem die Landesgrenze überschritten ist, gilt es umzusteigen aus dem Schnellzug in den Bummelzug (der wirklich noch einer ist in dieser Zeit, in der sonst die Nahverkehrszüge pünktlicher zu sein pflegen als die Schnellzüge). Binnen einer Stunde – nicht seekrankwerden! er pendelt – erreiche ich die kleine Großstadt tief im Landesinneren.
Der vielgeschmähte Dialekt ist keineswegs unangenehm – im Westen Deutschlands, vom Quintfall bei Köln an südwärts, gibt es viel Heftigeres –; es ist zu hören, daß hier deutschsprachige Slaven reden. Dem westfälischen Ohr ist er ungewohnt, anfangs fast unverständlich – ich therapiere oft im Blindflug. Aber die menschliche Atmosphäre ist angenehm; ich denke, hier läßt es sich leben.

Das Land ist arm, viele sind westwärts geflohen; viele Wohnungen sind frei. Das ist aber für den Immigranten nicht nur von Vorteil; leerstehende, verfallende Häuser und Lücken, die in die Bebauung gerissen sind, tun dem Straßenbild nicht gut. So hoffe ich, daß die leerstehenden Häuser in unserer unmittelbaren Nachbarschaft – es ist eigentlich ein sehr schöner Platz – renoviert, nicht abgerissen werden.
Aber die Stadt ist lebendig; in der kurzen Zeit dort habe ich schon bemerkenswerte Veranstaltungen erlebt. So bietet uns die «Neue jüdische Kammerphilharmonie» ein Festkonzert, ganz ohne Fest dazu, das doch diesen Namen verdient. Neben Herschel und Mendelssohn wird vom mir bisher unbekannten Marc Lavry «An den Flüssen Babylons» gespielt – modern, aber wirklich Musik, nicht Donaueschingen: Streicher vermögen hier wirklich den Psalm in seiner furchtbaren Kraft wiederzugeben (werde ich zu pathetisch? man gestatte es mir einmal, es war wirklich ein großartiges Musikerlebnis).

Zwei Berichte noch aus örtlichen Kirchen:

Eine abwechslungsreiche Vesper

60er-Jahre-Revival

Samstag, 31. Januar 2009

Liebe taz,

vor einigen Wochen bekam ich einen Brief von Euch unter dem Namen von Barbara Dribbusch, in dem ich aufgefordert wurde, mein Abonnement künftig doch zum «politischen» Preis zu beziehen.
Wenn ich das unter dem Namen einer so hervorragenden Journalistin lese, wie Frau Dribbusch es ist, überlege ich natürlich, ob ich das nicht doch tun sollte. «taz muß sein» habe ich öfters von Euch gelesen; und das stimmt ja: ich weiß keine andere Tageszeitung, in der so regelmäßig und so kompetent der modische Wirtschaftsliberalismus zurückgewiesen wird. Ich will also taz-Leser bleiben.
Aber wenn ich immer wieder erlebe, wie wir Katholiken in der taz diffamiert werden, vergeht mir, trotz all jenen hervorragenden Journalisten in anderen Ressorts, jede Neigung, die taz über das pure Abonnement hinaus zu unterstützen.
Zum Beispiel:
1.
Am 23. Januar erschien ein Artikel: «Der Papst, der schwieg», in dem uralte Beschuldigungen neu aufgegossen wurden, nach dem Prinzip: Der Papst hätte mehr reden sollen, anstatt nur zu retten.
Dabei weiß ja Herr Gessler vieles Wichtige: er zitiert die Weihnachtsansprache von 1942, in der der Papst die Judenverfolgung verdammt; er weiß, erwähnt beiläufig, daß der Papst vielen Juden geholfen hat, genauer gesagt, daß die Klöster und kirchlichen Gebäude Roms in der Zeit der deutschen Besatzung gerammelt voll waren von Juden, die es zu retten galt; er erwähnt, welche tödlichen Folgen der Protest der niederländischen Bischöfe gegen die Judendeportationen hatte. Sicher weiß er auch, daß 1928 Papst Pius XI. den Antisemitismus offiziell verdammt hatte, daß in den frühen 30er Jahren alle deutschen Bischöfe die Mitgliedschaft in der NSDAP untersagt hatten, weiß, wie wenig Folgen das hatte. Er weiß sicher auch, daß 1938, also noch in Friedenszeiten, die von Pacelli mitverfaßte Enzyklika «Mit brennender Sorge» nur unter großen Opfern für die beteiligten Katholiken verbreitet werden konnte, aber ohne Folgen für die braunen Machthaber. Pius XII. hat deshalb nicht geschwiegen, aber wählte doch tendenziell das Prinzip: Retten statt Reden.
Und wenn Herr Gessler berichtet, daß R. Herzog nach der Audienz beim Papst die Mikwe aufsuchen zu müssen meinte, so dürfte er wissen, daß Juden die Mikwe nicht wegen persönlicher Entrüstung aufzusuchen pflegen. Er könnte auch wissen, daß an anderer Stelle sich R. Herzog dankbar über Papst Pius XII. geäußert hat.
Und dann noch eine glatte Lüge: das Konkordat des Vatikan mit dem NS-Staat sei ein erster großer Erfolg Hitlers gewesen. Inwiefern es ein Erfolg Hitlers gewesen sein soll, erschließt sich mir nicht; ein großer Erfolg aber war für ihn auf jeden Fall einige Tage zuvor schon – am 15. Juli 1933 – der Viererpakt mit Frankreich, Großbritannien und Italien, der ihm den Weg zur Wiederaufrüstung ebnete.
Und schließlich zum heutigen Papst: «Benedikt XVI. aber pusht diese alte Messe, um den ultrakonservativen Kräfte in seiner Weltkirche zu gefallen. Diesem Ziel dienen auch die offiziellen Lobhudeleien für Papst Pius XII.» Kann sich Herr Gessler nicht vorstellen, daß Papst Benedikt XVI. persönliche Überzeugungen hat, daß er eine ganz persönliche Liebe zu Pius XII. hat?

2.
Am 26. Januar lese ich, der Papst habe «einen ehemaligen Bischof rehabilitiert, der den Holocaust leugnet ». Das ist doppelt falsch: Bischof Williamson ist Bischof, ist suspendiert, aber nicht «ehemalig»; und der Papst hat Williamson nicht rehabilitiert, sondern nur von der Exkommunikation befreit, also partiell begnadigt hat – partiell, weil seine Suspendierung von seiner Weihevollmacht und allen kirchlichen Ämtern fortbesteht.
Zwei Tage später aber finde ich nicht die aktuelle Nachricht, daß der ebenso von der Exkommunikation befreite Generalobere nun Bischof Williamson scharf zurechtgewiesen und ihm für die Zukunft den Mund verboten hat – ob er das ohne die Zurücknahme der Exkommunikation gewagt hätte, ist zu bezweifeln.


Ich gehe deshalb nicht so weit wie ein Freund, der sich zu völliger taz-Abstinenz entschlossen hat. Aber solange die taz antiklerikalen Zielgruppen zuliebe andere Leser, nämlich uns, so diffamiert, bin ich weder bereit, einen «politischen Preis» zu zahlen, noch im Urlaub mein Abonnement Gefangenen zu spenden.

Nachtrag:
Heute hat die taz die Nachricht veröffentlicht:
Fundi-Bischof entschuldigt sich

Dienstag, 6. Januar 2009

Eine Panne

Bisher habe ich den Ostertermin für den julianischen Kalender immer mit der Tabella Epactarum respondentium Aureis numeris ante Kalendarii correctionem eines römischen Breviers von 1961 berechnet. 2007 und 2008 bekam ich so die richtigen Termine für das Osterfest. Für 2009 aber zeigte der Vergleich mit Unikal, daß das Ergebnis falsch ist. Vom römischen Brevier von 1568 ließ ich mich dann belehren, daß Unikal recht hat, nicht etwa das moderne Brevier. So mußte ich nun auch die Daten für den I. Mondmonat nach dem julianischen Kalender nachträglich korrigieren - nur der Festtermin selbst war richtig.
Man hüte sich also vor dieser Tabelle! - die Tabellen für den gregorianischen Kalender sind freilich richtig.