Von einem „Kulturkongreß“ der Tule, eines Volkes im Grenzgebiet zwischen Zentral- und Südamerika, berichtet ein Zeitungsartikel.
Im Mittelpunkt dieses Kongresses stehen die „Sailas“, deren Aufgabe die „cantos“ sind, welche „Rückgrat und Herzstück ... der Kultur der Tule“ sind.
Sicher ist es nicht unsere Religion, die da gefeiert wird. Doch einiges wird gesagt, was auch für uns Bedeutung hat.
Ein Mitglied des Stammes wird zitiert, der zugleich „Hochschullehrer und wichtigster indianischer Pädagoge in Kolumbien“ ist:
„Für ihn sind die Rituale hier im Urwald wichtiger, wenn nicht entscheidender Teil des Überlebens: «Wir müssen wissen, wer wir sind. Diese Texte sind seit Jahrhunderten fixiert und werden nur durch orale Tradition weitergegeben.»
Jedes Volk braucht seine Legenden, seine Traditionen, seine Rituale und seine Sprache. «Die Sprache erlaubt es, die Geschichte deines Volkes zu verstehen. Ohne unsere Kultur würden wir untergehen. Ein Volk, das seine Rituale verliert, ist ein Volk, das stirbt.» Als ehemaliger Führer der Indigenen von ganz Kolumbien kennt Abadio die Probleme von indianischen Völkern, die ihre Traditionen verloren haben. So merkwürdig es klingen mag: die «cantos», die da von ein paar alten Männern jedes halbe Jahr im Dschungel gesungen werden, scheinen wesentlich dazu beizutragen, dass die Tule weder verelenden noch ihren Kampfgeist verlieren – wie so viele andere Indigene Kolumbiens.
... Es ist eine kämpferische Rede – für europäische Ohren vielleicht etwas viel Blut und Boden. Doch aus dem Munde des Sprechers eines kleinen bedrohten Volkes klingt es plötzlich ganz verständlich und gar nicht chauvinistisch.“
Dienstag, 9. Oktober 2012
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