Die Lesung ist aus Kol. 3, 18 f.: «Ihr Frauen, ordnet euch den Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt! Ihr Männer, liebt die Frauen und seid nicht erbittert gegen sie!» (welch eine Lesung zum Fest der Hl. Familie! – als müsse dem heiligen Joseph das gesagt werden!)
Ein schwieriger Lesungstext. Theologisch ihn zu erklären vermag ich nicht. Doch mir bleibt es, aus der Erfahrung des Therapeuten und Eheberaters etwas zum Verständnis beizutragen.
Es gibt Ehen, in denen Gewalt herrscht; da ist es fast immer der Mann, der die Oberhand hat. Es gibt Ehen, in denen Kränkung, Demütigung herrscht; auch das geht überwiegend vom Manne aus. Das alles sollte unter Christen ausgeschlossen sein, wird in diesem Text vom Vers 19 scharf verworfen.
Doch in Ehen, in denen es Gewalt und Demütigung ferne sind, hat meistens die Stimme der Frau das Übergewicht. Früher war es noch ausgeprägter, institutionalisiert: als mein Großvater geheiratet hat, hat er meiner Großmutter das Portemonnaie übergebe; fortan bekam er von ihr Taschengeld zugeteilt, ebenso wie später dann mein Vater von meiner Mutter.
Heute ist es für den Berater immer wieder zu erleben, daß Männer von der Forderung ihrer Frauen, Probleme anzusprechen und durchzudiskutieren, eingeschüchtert sind, daß sie sich verbal unterlegen fühlen, sich dem aber auch nicht einfach entziehen können, daß mit diesen Mitteln die Frauen im Eheleben zu bestimmen vermögen.
Ich sehe in der Forderung des heiligen Paulus im Vers 19 das Bemühen um Gleichgewicht in der Ehe.
Mittwoch, 30. Dezember 2020
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