In Katalonien ist Katalanisch längst die erste Landessprache, es gibt einen eigenen Präsidenten, ein eigenes Parlament. So gibt es keinen Notstand der nationalen Kultur mehr wie einst unter Franco; so darf man es durchaus als unsolidarisch ansehen, wenn der besonders reiche Landesteil sich vom Rest Spaniens trennen will.
Verständnis dafür bekommt man, wenn man sieht, wie martialisch der spanische Staat – statt die Souverainität zu zeigen, eine Volksabstimmung, die ohne Grundlage in der Verfassung ist, als rechtlich belanglos hinzunehmen – gegen die Katalanen agiert. Und bedauerlich ist es, zu hören, wie der König, der den großen Namen Felipe trägt, statt königliche Autorität zu zeigen, einfach eine legalistische Haltung einnimmt.
Doch auch zuvor schon war es verständlich, daß Katalanen los von Madrid kommen wollten. Die spanische Regierung reagierte auf die Euro-Krise mit wirtschaftsliberalen Maßnahmen, die wenig Erfolg zeigten, wenn auch der Ministerpräsident lauthals großen Erfolg behauptet – Reiner Wandler berichtete davon ausgiebig (Die Krise dort oben, die Krise hier unten); er stellt genüßlich die Erfolge Portugals bei der Krisenbekämpfung mit sozialer Marktwirtschaft der spanischen Erfolglosigkeit gegenüber. Doch das spanische Leiden erschöpft sich nicht in der Erfolglosigkeit der neoliberalen Politik: «Noch immer verlieren täglich 189 Menschen ihre Wohnung oder sonst eine Immobilie durch Zwangsräumung» – und müssen dennoch für die Wohnungen, die sie nicht mehr haben, weiterhin die Kredite abzahlen, was so unter Franco nicht der Fall gewesen wäre.
Das Katalonien sich von Spanien trennen will, ist nicht zu begrüßen; daß das Land von dieser spanischen Regierung freikommen will, ist sehr verständlich.
(Übrigens war die sozialistische Vorgängerregierung ebensowenig erfreulich: sie hat dazu beigetragen, Spanien in die wirtschaftliche Krise gleiten zu lassen; und diese Regierung hat ein «Anti-Homophobie-Gesetz» erlassen, das es ermöglichte, einen Kardinal zu verklagen, der nichts verwerflicheres getan hatte als den Standpunkt der Kirche auszusprechen.)
Magdeburg
vor 2 Stunden
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen