Berlin sei nicht Posemuckel, befand der Automobil-Manager Edzard Reuter, als man versuchte, das wiedervereinigte Berlin im Stil „Berlinischer Architektur“ auszubauen.
Posemuckel: damit kann schwerlich ein Landstädtchen gemeint sein, in dem die Bürger seit jeher zufrieden im Einklang mit sich und ihrer Stadt leben; denn das taugte nicht als abschreckender Vergleich. Posemuckel kann nur eine Stadt meinen, die nicht sie selber sein will, in diesem Fall ein Berlin, das nicht Berlin sein will, sondern etwas anderes, ein Provinz-Manhattan.
Doch mit jener Phrase trug Edzard Reuter, legitimiert durch den Namen des legendären Berliner Bürgermeisters, dazu bei, daß, besonders beherzt am Potsdamer Platz, Berlin versuchte, ein Provinz-Manhattan zu sein, und sich so zu Posemuckel machte.
Und nun Stuttgart 21. Hier ist das Unterfangen noch viel ambitionierter. Der architektonischen Qualität des Bonatz-Baus des Hauptbahnhofs hatte ganz Berlin (soweit meine bescheidene Kenntnis der Stadt reicht) nichts zur Seite zu stellen. Und man hat da den Mut gefunden, um eines technisch unhaltbaren Neubaus willen diesen Bonatz-Bau zu ruinieren und dabei auch noch den benachbarten Schloßpark zu ramponieren.
Und nun hätte man erwarten dürfen, daß der große Posemucklomache Reuter, durch den Automobil-Konzern auch Stuttgart verbunden, seine Stimme zugunsten von Stuttgart 21 erhebt: «Stuttgart ist nicht Posemuckel!» – und so der Apoposemucklosis der Stadt seinen Beifall spendet.
Und nun lese ich, der Mann hat ein Buch geschrieben, in dem ein ganzes Kapitel gegen Stuttgart 21 anredet.
Magdeburg
vor 45 Minuten
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