Samstag, 22. Februar 2025

Der Krieg in der Ukraine:
Eine abwegige Beschuldigung und ein historisches Vorbild

Der US-Präsident hat jetzt erklärt, die Ukraine habe den Krieg gegen Rußland begonnen. Abwegig – aber Rußlands Vorgehen hat ein US-amerikanisches Vorbild.
Zum Vergleich:
2014 begannen Separatisten in den ukrainischen Bezirken Donezk und Luhansk einen Aufstand, riefen unabhängige „Volksrepubliken“ aus. Es folgte ein Bürgerkrieg. 2022 wurden die „Volksrepubliken“ von Rußland anerkannt, tags darauf begann Rußland den Krieg gegen die Ukraine. Einige Monate später wurden beide „Volksrepubliken“ von Rußland annektiert.
1835 begannen im mexikanischen Bundesstaat Coahuila y Texas aus den USA eingewanderte Separatisten einen Aufstand, bildeten eine eigene Regierung, riefen die Unabhängigkeit der „Republik Texas“ aus. Es folgte ein Bürgerkrieg. 1845 annektierten die USA Texas; es folgte der Mexikanisch-Amerikanische Krieg, der damit endete, daß die USA Mexiko zur Abtretung von Texas und auch der mexikanischen Bundesstaaten Alta California und Nuevo Mexico zwangen.
So wurde es in Texas wieder möglich, legal Sklaven zu halten – in Mexiko war die Sklaverei 1810 offiziell abgeschafft worden; doch ihre Abschaffung durchzusetzen war praktisch noch nicht gelungen.
Immerhin wurde in diesem Krieg Mexiko nicht von den USA bombardiert (es gab noch keine Flugzeuge, Raketen, Drohnen).
Schon damals hätte ein führender US-Politiker, Samuel Houston (nach dem heute die größte texanische Stadt benannt ist), gerne ganz Mexiko annektiert.

Donnerstag, 6. Februar 2025

Krankenversicherung und Rentenversicherung:
was verweigert, was gefordert wird

Long-Covid, Chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS): schwerwiegende Erkrankungen, die einen Menschen oft über lange Zeit nicht nur quälen, sondern zudem arbeitsunfähig machen.
Was dagegen tun?
Da dieses Erschöpfungssyndrom vor der Corona-Epidemie recht selten war, sind Heilmethoden wenig erforscht. Zugelassene Medikamente gibt es bisher nicht. Immerhin gibt es „Off-Label-Medikamente“, die zwar anscheinend durchaus helfen, aber noch nicht offiziell zugelassen sind und darum nicht von den Kassen bezahlt werden (und teuer sind). Leider ist die Prozedur zur Anerkennung langwierig und teuer (und den Pharma-Unternehmen anheimgestellt).
Kurz gesagt: weil ihr Nutzen noch nicht streng wissenschaftlich erwiesen ist, sind die Medikamente – Versicherungsrecht – für die meisten Betroffenen unerschwinglich.
Es bleibt für viele nur die Erwerbsunfähigkeitsrente. Da aber gilt der Grundsatz: „Reha vor Rente“. Solch eine geforderte Rehabilitationskur umfaßt vielerlei Aktivitäten der Betroffenen. Allerdings brauchen Menschen, die an einem Chronischem Erschöpfungssyndrom leiden, nicht Aktivierung, sondern ganz viel Ruhe. Die üblichen Rehabilitationskuren sind für sie schädlich.
Kurz gesagt: wenn auch der Schaden solcher Rehabilitation bekannt ist, so führt doch oft – Versicherungsrecht – kein anderer Weg zur für viele leider notwendigen Erwerbsunfähigkeitsrente.

Dienstag, 5. November 2024

Die Folgen einer Strafrechtsreform

Ein Zeitungsartikel (Sophie Fichtner: Die verknackte Generation. taz vom 26.10.24) beschreibt, wie gewaltferne Straftäter vorbereitet werden auf eine Zeit in der JVA. Die Ratschläge reichen von der Warnung, Drogen anzunehmen, bis zur Anleitung zur Anfertigung einer legalen Schlagwaffe.
Der Grund: es gebe in den Anstalten einen Anteil von 5 % „Schwerstkriminellen“, es geht darum, sich vor denen zu schützen.
Aus beruflicher Erfahrung heraus weiß ich, daß solche Sorgen der Schwerstkriminellen wegen durchaus begründet sind.
Und das dank der Strafrechtsreform vor gut fünfzig Jahren.
Bis 1970 gab es verschiedene Arten der Freiheitsstrafen; Einschließung – die auf die alte Festungshaft zurückging und damals schon keine Rolle mehr spielte –, Gefängnis und Zuchthaus. Die Schwerstkriminellen landeten in der Regel im Zuchthaus, die kleinen Straftäter im Gefängnis. So war damals für letztere die Gefahr der Mißhandlung durch andere Gefangene viel geringer.
Ein weiterer Schutz für harmlosere Straftäter ist Einzelhaft. Schon Johann Hinrich Wichern hat seinerzeit grundsätzlich Einzelhaft im Gefängnis gefordert. Heute gibt es eigentlich ein Recht auf Einzelhaft – eigentlich: «In Deutschland wird allerdings der Anspruch auf Einzelunterbringung vielfach unterlaufen» (Wikipedia s.v. Gefängniszelle).

Samstag, 28. September 2024

LX
Is pollà éti – mnogaja ljeta
 – ad multos annos

Zwanzig ist die Zahl des Heiligtums: zwanzig Ellen sind sein Maß (I. Kg. 6; II. Chr. 3 f.); im Spiegel des Himmlischen verdreifacht: Sechzig.
«Ich war fünfzehn, und mein Wille stand aufs Lernen, mit dreißig stand ich fest, mit vierzig hatte ich keine Zweifel mehr, mit fünfzig war mir das Gesetz des Himmels kund, mit sechzig war mein Ohr aufgetan.»
(Confutius [Lun Yü II, 4 verdeutscht von Richard Wilhelm]
 – um wieder einmal lógous spermatikoùs zu zitieren)
Herzlichen Glückwunsch!

Dienstag, 16. Juli 2024

Das Leben in vollen …

Zügen genießen, pflegte man früher zu sagen. Das hat die Bahn geändert: Schienenersatzverkehr an allen Ecken und Enden – heute heißt es, das Leben in vollen Bussen zu genießen.
Es geht: im übervollen Bus sind auch einige junge Herren aus dem Orient, die dem ergrauten Ehepaar ihren Sitzplatz anbieten, ihn ihnen geradezu aufdrängen.
Aber doch: auch volle Züge lassen sich noch leicht finden.

Mittwoch, 3. April 2024

Recycling? Rezyklieren? Anakyklosis?

Lieber ein lateinisch-griechisch-englisches Mischwort mit englischer Aussprache oder ein lateinisch-griechisch-französisch-deutsches Mischwort mit ein wenig originalnäherer Aussprache? Oder doch ein schlicht griechisches Wort, das hierzulande nur Gebildete verstehen?
Wie dem auch sei – es ist eine gute Sache. Und ausnahmsweise einmal hier Werbung, die Werbung eines Unternehmens aus der Region – nur für Menschen ohne Diskriminierungssorgen!

Donnerstag, 27. April 2023

Wie gut, daß „Jurassic Park“ nur Fiktion ist!

Wäre es möglich, aus dem Blut, das in Bernstein eingeschlossene mesozoische Mücken gesaugt haben, Dinosaurier-DNS wiederherzustellen, wäre es möglich, daraus lebendige Tyrannosauros reges hervorzubringen, was würde geschehen?
Zunächst würden diese seltenen, nicht nur vom Aussterben bedrohten, sondern zwischendurch sogar ganz ausgestorbenen Tiere unter strengsten Naturschutz gestellt. Wo Rinder oder Schweine noch im Freien gehalten werde, müßten sie, so würde gesagt werden, durch sehr stabile Zäune oder Mauern (natürlich nicht so niedrige und fragile Gebilde wie mittelalterliche Stadtmauern!) geschützt werden; kämen sie dennoch zu Schaden, so würde Schadensersatz geleistet werden, wenn der Schutz korrekt aufgestellt war. Wo Menschen getötet werden, dürften die geschützten Tiere natürlich nicht selber getötet werden, sondern müßten mit Lebendfallen eingefangen werden. Natürlich ist es eine Herausforderung, Lebendfallen dieser Größe und in entsprechender Zahl herzustellen; solange das noch in Arbeit ist, wäre Menschen zu empfehlen, sich nur in geschlossenen Räumen aufzuhalten ...
Würde einmal wider Recht und Gesetz eine Tyrannosaura regina oder ein Tyrannosaurus rex getötet (etwa mit einer großkalibrigen Pumpgun oder einer Handgranate), so wäre nach dem Täter zu fahnden, um ihn strafrechtlich zur Rechenschaft zu ziehen. Allerdings wäre die Fahndung dadurch behindert, daß die Fahnder sich nicht ins Freie wagen dürften.