Montag, 15. Juni 2015

Amnesty International und Abtreibung

«IRLAND / Amnesty International prangert das restriktive Abtreibungsgesetz an.»
Ich erinnere mich, daß einstmals in katholischen Kirchen für Anliegen von Amnesty International geworben wurde. Nun ist zu lesen, durchaus nicht neu, hier aber besonders klar und ausdrücklich, wie Amnesty zu einer antichristlichen Stoßtruppe verkommen ist.

10 Kommentare:

F. M. hat gesagt…

... wie Amnesty zu einer antichristlichen Stoßtruppe verkommen ist.

Das konnte Amnesty gar nicht, weil sie noch niemals ein christlicher Stosstrupp war, oder auch nur im mindesten dafür zuständig war für Religionen oder gar die römisch katholische Kirche zu kämpfen.

Amnesty international hat sich schon immer zur Aufgabe gemacht für VERFOLGTE MENSCHEN und für deren MENSCHENRECHTE zu kämpfen und das kommt in unseren Breiten bei den Kirchen ja eher weniger in Frage. Ganz im Gegenteil. Die Kirchen geniessen Privilegien und eine Machtfülle, von denen andere nur träumen können.

So setzt sich AI zum Beispiel dafür ein, dass eine junge Frau, die auf Grund der extrem frauenfeindlichen Abteibungsgesetze in El Salvador nach einer FEHLGEBURT zu dreissig Jahren Haft wegen angeblicher verbotener Abtreibung verurteilt worden ist, wenigstens auf dem Gnadenweg Straferleichterung erhält, wenn schon das Fehlurteil nicht aufgehoben werden kann.
Diese ganze Geschichte erinnert fatal an das DEKRET 770 von Nicolae Ceausescu in Rumänien und seine entsetzlichen Folgen, die bis heute nachwirken.

Phileirenos hat gesagt…

I.: Um zu einer antichristlichen Stoßtruppe zu verkommen, braucht man nicht zuvor ein christlicher Stoßtrupp gewesen zu sein.
II.: Daß ein Gesetz zu Fehlurteilen mißbraucht wird, spricht gegen die besondere Rechtsprechung, nicht gegen das Gesetz.

F. M. hat gesagt…

Dewegen verteidigt Amnesty International die Menschenrechte dort auch gegen die Judikative UND die Legislative. Frauenfeindliches Gesetz, das den Frauen die reproduktiven Rechte als Menschenrechte vorenthält und frauenfeindliche Rechtsprechung, die Frauen wegen Fehlgeburten zu dreissig Jahren Gefängnis verurteilt.
Und weil diese Kombination auch schon Nicoloae Ceausescu gegen die Frauen in Rumänien eingesetzt hat, wissen wir, welch katastrophalen Folgen so eine fehlgeleitete Gesetzgebung und Rechtsprechung auf die Demografie hat; von den Leiden der Frauen ganz zu schweigen.

Phileirenos hat gesagt…

Frauenfeindlich …
Abgesehen davon, daß es Sie weniger zu stören scheint, wenn Gesetze kinderfeindlich sind, es erlauben (und finanzieren), daß Kinder kürettiert, zerfetzt oder (wenn schon etwas älter) durch Kaliumspritzen ins Herz getötet werden,
abgesehen davon scheint es mir frauenfeindlich, wenn Frauen in Not als zentrales Angebot dieses gemacht wird, ihr Kind zu töten – und damit lebenslang eine Last auf der Seele zu haben.
Übrigens verbietet schon der Eid des Hippokrates Ärzten, bei der Tötung ungeborener Kinder mitzuwirken; unsere Praxis fällt also hinter den kulturellen Standard von mehr als zwei Jahrtausenden zurück.

F. M. hat gesagt…

Kinderfeindliche Gesetze?

Sie haben sich nicht über die Folgen des Dekret 770 von Ceausescu informiert! Sonst wüssten Sie, dass strenge Abtreibungsverbote, die mit gnadenloser Härte durchgesetzt werden, für Kinder sehr, sehr schlecht sind. Die Folgen sind unter anderem die 796 Babyleichen in der Jauchegrube der römisch katholischen Klosterschwestern von Tuam in Irland. Die ihren Anteil hatten an der Volksabstimmung über Irlands neue Verfassung, die gleichgeschlechtlich Liebenden volle Rechte der Eheschlissung gibt.
Da können Sie sehen, wohin strenge Abtreibungsverbote führen. Direkt in die Homo-Ehe. Wollen Sie das wirklich?

Niemand muss die katholische Position der Simultanbeseelung übernehmen, die auch in der römisch-katholischen Doktrin erst sehr ,sehr spät auftaucht. Zu Zeiten eines Doctor Anglicus wurde eher diskutiert, ob Frauen überhaupt eine Seele haben und dass sie, wenn ja, diese sicher später ... aber das wissen Sie ja alles, weil Sie so darauf bestehen, dass da "Kinder ermordet" werden.
Noch nicht einmal unser Strafgesetzbuch, das von der katholischen Kirche weiss Gott genug vergiftet ist, spricht hier von "Kindermord".


Und was die "lebenslange Last" angeht, die existiert nur in der Sündenfantasie der römisch-katholischen Kleriker und Gläubigen. Ich habe über dreissig Jahre in der Wissenschaft, auch Medizin, gearbeitet und auf die immer wiederkehrende Mär vom "post-abortion-syndrome" über lange Zeit hinweg die medizinischen Veröffentlichungen und Datenbanken, von The Lancet bis zu NEJM und anderen beobachtet und durchforstet. Ausser ein paar religiös beeinflussten Kasuistiken gibt es nach dem zweiten Weltkrieg bis heute keine einzige Veröffentlichung zu diesem Thema, die wirklich belastbare Belege vorlegen kann. Das bewegt sich alles im Bereich von Spekulation und Hörensagen. Nichts was mit wissenschaftlichen Massstäben, ohne speziellen Wunderglauben, nachvollziehbar wäre. Was allerdings gut funktioniert und nicht nur bei Schwangerschaftsabbrüchen, sondern überall, ist die Methode, Gläubigen, am besten leichtgläubigen Menschen, die gerne auch mal an Wunder, vor allem aber an die Lieblingsbegriffe der katholischen Kirche "Sünde" und "Strafe" glauben, ein schlechtes Gewissen ein zu reden.
Das kann so weit gehen, dass diese sich dann als vom Teufel besessen ansehen oder von Dämonen umsessen und eine veritable ecclesiogene Neurose entwickeln. Aber die gehört dann nicht in die Hände von Amorth und Kumpanen, sondern in die Hände einer erfahrenen Fachärztin für Psychiatrie. Sonst kann so was schnell tödlich enden.

Und was den Eid des Hippokrates angeht, so sollten Sie den mal lesen und verstehen. Da werden HEIDNISCHE GÖTTINNEN UND GÖTTER zuhauf angerufen. Und so was goutieren Sie als Katholik? Oder wollen es gar als die Ultima Ratio katholischer Doktrin verkaufen? Das können Sie bei Ihren Leichtgläubigen probieren, aber nicht mit mir.

Nur für den Fall, dass Sie den Eid des Hippokrates wirklich nicht kennen, hier der Anfang:

Ich schwöre und rufe Apollon, den Arzt, und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Fähigkeit und nach meiner Einsicht erfüllen werde.

Phileirenos hat gesagt…

Lieber F.M.,
natürlich weiß ich, daß die Psychoanalyse von ihren Klienten die freie Assoziation fordert. Aber da ich Sie nicht analysieren möchte, empfehle ich Ihnen, es einmal mit logischer Konsistenz zu versuchen - oder es ganz zu lassen.
Aber ganz nebenbei: welcher englische Doctor? William? Aber natürlich glaubte man nie an solchen Unsinn (abgesehen von einigen Exzentrikern).

F. M. hat gesagt…

Doctor Angelicus, angeblich einer der grössten Kirchenlehrer der römisch katholischen Kirchengeschichte. Derjenige der erkannte, dass männliche Föten vierzig Tage nach der Empfängnis beseelt würden, weibliche aber erst nach achtzig Tagen. Als müsste Gott bei Frauen doppelt so lange überlegen, ob das überhaupt Menschen werden dürfen. Wirklich ein frömmster und klügster, dieser Aquinat.

Phileirenos hat gesagt…

Doctor Angelicus – das ist natürlich etwas anderes als Doctor Anglicus. Auch der größte Kirchenlehrer ist nicht unfehlbar. Aber: «Derjenige der erkannte, dass männliche Föten vierzig Tage nach der Empfängnis beseelt würden, weibliche aber erst nach achtzig Tagen», das ist natürlich Unfug. Nicht von ihm, von Aristoteles stammt diese Unterscheidung; der ließ allerdings die weibliche Seele erst nach neunzig Tagen zum Zuge kommen, altkirchliche Autoren kürzten diese in Analogie zur alttestamentlichen Reinigungsregel (Lev. 12, 1-5) auf achtzig Tage. Das beim heiligen Thomas zu finden, ist mir auf die Schnelle nicht gelungen; da aber diese Zuschreibung oft wiederholt wird, gebe ich die Frage weiter.
Noch einmal zum vorigen Kommentar (gerade habe ich etwas mehr Zeit):
Daß Dekrete von Ceausescu, „die mit gnadenloser Härte durchgesetzt werden“, „sehr, sehr schlecht sind“, nicht nur für Kinder, das ist sicher so; und das sagt sicher nichts aus über strenge Abtreibungsverbote an sich. Und daß es sadistische Ordensschwestern gibt, nicht nur in Irland, ist leider wohlbekannt und hat nichts mit der Frage der Abtreibung zu tun. Doch bin ich nicht der Meinung, daß man dem Leben eines Menschen ein Ende setzen sollte, wenn es ihm sonst schlecht zu gehen droht.
Simultanbeseelung: im Kern ist das die Lehre von der einen Seele des Menschen. Natürlich mag man die Drei-Seelen-Lehre, die von der Sukzessivbeseelung vorausgesetzt wird, vorziehen; aber als sicheres Wissen gelten kann die nun sicher nicht. Und aufgrund unsicheren Wissens einem Menschen das Menschsein abzusprechen, erscheint mir illegitim (ich erinnere an die Antwort des Rabbi).
Und die Frage, ob Frauen überhaupt eine Seele haben, wurde die je von einem ernsthaften Theologen gestellt? Ich habe nichts davon gehört oder gelesen.
Was aber das „post-abortion-syndrome“ betrifft, so haben es in politisch korrekten Zeiten natürlich Veröffentlichungen schwer, die nicht dem Strom folgen, und darum findet man sie am ehesten im Schutz des kirchlichen Umfeldes. Aber was in aller Welt hat das mit dem hochwürdigen Herrn Amorth zu tun? Und ekklesiogene Neurosen gehören natürlich nicht in die Hände „einer erfahrenen Fachärztin für Psychiatrie“, sondern nach Möglichkeit in die eines erfahrenen (und christlichen, damit er das nötige Verständnis für die geistigen Zusammenhänge hat und auch die notwendige Glaubwürdigkeit beim Klienten) Psychotherapeuten (oder natürlich, falls es politisch korrekt formuliert werden muß: einer Psychotherapeutin).
Und der Eid des Hippokrates: meinen Sie wirklich, daß der moralische Wert solch eines Textes eines vorchristlichen Autors in den Augen eines christlichen Humanisten dadurch gemindert würde, daß er die Götter seiner Religion anruft?

Phileirenos hat gesagt…

.. gebe ich die Frage weiter - das ist geschehen: Steht das beim heiligen Thomas?

F. M. hat gesagt…

Impertinent - welch ein Kompliment aus Ihrer Feder!