Mittwoch, 30. Dezember 2020
Am Fest der Hl. Familie
Ein schwieriger Lesungstext. Theologisch ihn zu erklären vermag ich nicht. Doch mir bleibt es, aus der Erfahrung des Therapeuten und Eheberaters etwas zum Verständnis beizutragen.
Es gibt Ehen, in denen Gewalt herrscht; da ist es fast immer der Mann, der die Oberhand hat. Es gibt Ehen, in denen Kränkung, Demütigung herrscht; auch das geht überwiegend vom Manne aus. Das alles sollte unter Christen ausgeschlossen sein, wird in diesem Text vom Vers 19 scharf verworfen.
Doch in Ehen, in denen es Gewalt und Demütigung ferne sind, hat meistens die Stimme der Frau das Übergewicht. Früher war es noch ausgeprägter, institutionalisiert: als mein Großvater geheiratet hat, hat er meiner Großmutter das Portemonnaie übergebe; fortan bekam er von ihr Taschengeld zugeteilt, ebenso wie später dann mein Vater von meiner Mutter.
Heute ist es für den Berater immer wieder zu erleben, daß Männer von der Forderung ihrer Frauen, Probleme anzusprechen und durchzudiskutieren, eingeschüchtert sind, daß sie sich verbal unterlegen fühlen, sich dem aber auch nicht einfach entziehen können, daß mit diesen Mitteln die Frauen im Eheleben zu bestimmen vermögen.
Ich sehe in der Forderung des heiligen Paulus im Vers 19 das Bemühen um Gleichgewicht in der Ehe.
Dienstag, 27. Oktober 2020
Eine kalte Geschichte:
Der Mythos von 18°
«Etwa null Grad Réaumur» steht in einer «kalten Geschichte» von Wilhelm Busch. Zu dessen Zeit, der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts, maß man die Temperatur in Deutschland nicht nach Celsius, sondern nach Réaumur. 18°R aber sind 22,5°C – und das ist schon eine Temperatur, bei der man sich – jedenfalls wenn man die Ansprüche des XIX. Jahrhunderts hat – wohlzufühlen beginnt.
Montag, 26. Oktober 2020
Papst Franziskus: «Yo siempre defendí la doctrina»
Daraus wurde, indem einige Sätze des Papstes zusammengeschnitten wurden, der falsche Eindruck erweckt, er billige solchen Verbindungen den Rang einer wirklichen Familie zu.
Sandro Magister hat die verschiedenen Äußerungen des Papstes zusammengestellt und die Montage deutlich gezeigt.
Und dabei zeigt sich auch sein Satz «Wer bin ich zu richten?», der seinerzeit Furore machte, durch den dort nun aufgezeigten Zusammenhang in anderem Licht.
Dienstag, 13. Oktober 2020
In honorem Francisci PP. I.
Oft haben wir uns kritisch über das Wirken Papst Franziskus’ I. und seiner Paladine geäußert, von der Schikanierung der Franziskaner der Immaculata bis zum Tiefpunkt seines Pontifikats, der Pachamama im Vatikan. Aber wir sehen auch, daß in letzter Zeit der Papst mehr und mehr dem zeitgeistigen Wind (gerade dem aus deutschen Landen) widersteht.
Und nun hat er eine Enzyklika herausgegeben, die Themata dieser Welt behandelt und kaum auf Transzendentes anspielt. Und sogleich kommen Vorwürfe (auch von einem prominenten Denker wie Salvatore Natoli), der Papst habe sich von aller Transzendenz abgewandt und beschäftige sich nur noch mit Politik. Es gab Zeiten (auch Äußerungen von Mitarbeitern des Papstes), da solch ein Eindruck begründet erschien. Doch das sagt nichts über eine Enzyklika wie die jetzige.
Innerweltliche Themata aus moralischer Sicht zu behandeln, ist durchaus Aufgabe des kirchlichen Lehramts, und Francesco Arzillo hat (im selben Positum auf Settimo Cielo [in vier Sprachen], in dem auch Salvatore Natolis Stellungnahme veröffentlicht ist) aufgezeigt, daß diese Enzyklika eine gültige Lehraussage ist, durchaus nicht des Bezugs nach oben entbehrt.
Daß deshalb ein protestantischer Autor, dem kath.net Raum gibt, dem Papst vorwirft, er sei parteipolitisch, ist Unfug: moralische Aussagen sind moralische Aussagen, unabhängig davon, ob sie einer Partei besser gefallen als einer anderen. Und sie abzulehnen, weil sie Fridays for Future bejubelt werden (selber wollte ich letztes Jahr durchaus nicht zur FFF-Großdemonstration gehen, wohl aber tags darauf wieder mit dem „Marsch für das Leben“, hatte jedoch an dem Tag Dienst), bedeutet Gegenabhängigkeit (man lehnt etwas ab, nur weil irgendwer, den man ablehnt, dafür ist) – die aber ist eines christlichen Denkers unwürdig.
Dienstag, 29. September 2020
Mittwoch, 19. August 2020
„Aufpfropfungen“ in den Texten des II. Vaticanum
Die alttestamentliche Lesung am letzten Sonntag (ord. Usus) war aus Jesaja. Besonders markant der Vers: «Und die Fremden, die sich dem HERRN anschließen, um ihm zu dienen und den Namen des HERRN zu lieben, um seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen und die an meinem Bund festhalten.» (56, 6; EÜ)
Diese Schriftstelle weckt die Erinnerung an eine besonders auffällige derartige „Aufpfropfung“ in der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum concilium“:
Nach dem Text der Konstitution, aber vor der Korroborationsformel folgt ein „Appendix“, eine „Erklärung über die Überprüfung des Kalenders“. In den sechziger Jahren war der Gedanke an eine Kalenderreform in Mode, die jedem Tag des Jahres einen festen Wochentag zuweist und Ostern einem festen Tag des gregorianischen Kalenders zuweist.
Letzterem erteilt der Appendix seine Einwilligung, wenn nur auch die Brüder, die von der Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl getrennt sind, zustimmen.
Welch eine Vorstellung! Die orthodoxen Kirchen, die für ihre Osterberechnung nicht einmal die astronomischen Gründe der gregorianischen Reform akzeptieren, könnten nun einem Osterfestdatum zustimmen, das nur in der größeren Bequemlichkeit des Kalenderdrucks sowie längerfristiger Verabredungen begründet sind.
Immerhin macht der Appendix den Vorbehalt, daß der Ablauf der siebentägigen Woche unangetastet bleibt, ohne Einschub irgendwelcher Tage außerhalb der Woche – also ohne den „Silvester-“ und (im Schaltjahr) den „Johannistag“, welche jenes Projekts der Kalenderreform erfordert. Doch dann folgt: «wenn nicht schwerstwiegende Gründe hinzutreten, über die der Apostolische Stuhl das Urteil abzugeben hat.»
Was in den Zehn Geboten erscheint, was laut Jesaja für den Glauben der Juden, aber darüber hinaus auch für «die Fremden, die sich dem HERRN anschließen», im Mittelpunkt steht, was seit alttestamentlicher Zeit bewahrt wurde, der unveränderliche Ablauf der siebentägigen Woche, könnte nun plötzlich aus irgendwelchen «schwerstwiegenden Gründen» aufgegeben werden.
Haben die Konzilsväter, als sie diese Konstitution unterschrieben haben, diesen Appendix, der in der Edition der Konstitution zwischen deren Text und die Formel, die den Unterschriften vorangeht, eingeschoben ist, schon gesehen? Falls es so sein sollte, mögen sie ihn als bedeutungslos betrachtet haben, denn er setzt ja die Zustimmung der Ostkirchen voraus, die völlig ausgeschlossen ist.
Donnerstag, 23. Juli 2020
Donnerstag, 9. Juli 2020
Wir brauchen ein neues Sakramentale
Damit wir uns in der Kirche wieder mit geweihter Flüssigkeit bekreuzigen können, damit sonntags die Aspersion wieder ohne Bedenken um Aërosole stattfinden kann, brauchen wir ein neues Sakramentale: die Desinfektionsmittelweihe. Auch einzelne Bistümer können ein Formular dafür schaffen («Exorcizo te, creatura disinfectantis ...»).
Mittwoch, 20. Mai 2020
Handkommunion in der Syrisch-Orthodoxen Kirche
«„Wir glauben fest, dass der Heilige Leib und das Heilige Blut unseres Herrn Jesus Christus eine Quelle der körperlichen und geistlichen Heilung ist. Dennoch kann man die Art und Weise, wie die Kommunion empfangen wird, überprüfen, um nicht zur Verbreitung der Krankheit beizutragen“, schreibt Patriarch Mor Ignatius Ephräm II. Karim. Während üblicherweise die Mundkommunion praktiziert wird, weist er in diesem Brief eindringlich darauf hin, dass es in der frühen Syrischen Kirche Brauch war, die Kommunion in die Hand zu erhalten (Dabei ist das Brot mit etwas Wein getränkt). Dies ... bedeutet aber für Syrische Christen zunächst eine Überwindung, da sie gelernt haben, dass das heilige Sakrament nicht mit bloßen Händen berührt werden darf. Um diese Praxis den Gläubigen nahe zu bringen, wird auf einen der wichtigsten Kirchenväter der Syrisch-Orthodoxen Kirche hingewiesen, Ephräm den Syrer (ca. 306-373), in dessen Werken die Handkommunion bezeugt ist.
Für etliche Gläubige und auch Kleriker war dies zunächst schwierig zu akzeptieren, wie Erzbischof Mor Polycarpus vom Kloster Glane in den Niederlanden berichtet. Aber spätestens als bekannt wurde, dass in Schweden aufgrund der lockeren Praxis etwa 100 Gemeindeglieder der Syrisch-Orthodoxen Kirche aufgrund ihrer Teilnahme am Gottesdienst infiziert wurden und starben ...»
Ich beanstande nicht die Handkommunion an sich, wohl aber die gegenwärtige Praxis der Handkommunion in der heutigen lateinisch-katholischen Kirche. Um so mehr beeindruckt es mich, wie der Patriarch, da er die Handkommunion aus hygienischen Gründen gestattet, das nicht tut, ohne dafür theologische Rechenschaft abzulegen.
Montag, 16. März 2020
Die Kirche in Zeiten der Coronophobie
Ein kleiner Trost: « Das Bistum wird am Sonntag, 15. März, um 11 Uhr eine Gottesdienstfeier im Live-Stream aus der Leipziger Propstei St. Trinitatis übertragen, zu deren Mitfeier alle Gläubigen von zu Hause aus eingeladen sind. Der Stream wird über die Internetseite des Bistums zur Verfügung stehen. » Also begebe ich mich am Sonntag um 11 auf ebendiese Internetseite, doch ein Link ist nicht angegeben. So durchforste ich diese ganze Internetseite, doch ohne Erfolg. So durchforste ich diese ganze Internetseite der Leipziger Propstei, doch mit ebensowenig Erfolg. Und die Messe auf EWTN ist längst zu Ende.
Selber werde ich schließlich noch anderweitig fündig; aber von der Internetseite des Bistums finde ich mich verschiffschaukelt.
Uns bleibt, die heilige Jungfrau anzurufen mit den Worten eines unbekannten Frommen, die Mozart vertont hat:
«Tu virginum Corona,
tu nobis pacem dona,
tu consolare affectus,
unde suspirat cor. »
Montag, 10. Februar 2020
Sprachkundige Überprüfung erbeten
Samstag, 1. Februar 2020
Organspende
Aber zur aktuellen Diskussion wies mich ein Leserbrief von Herrn Hans-Walter Roth darauf hin, daß die Politik zur Zeit an der falschen Stelle ansetzt: «Dabei täte es doch gut, erst einmal den Arzt oder Apotheker zu befragen, denn es berichten uns die Medien in diesen Tagen, allerdings eher am Rande, dass in Deutschland die Vorräte an lebenswichtigen Medikamenten zur Neige gehen. Die Pharmaindustrie hat zu sehr auf Gewinn gesetzt und billig im Ausland produzieren lassen, wobei die Kontrollen nicht ausreichend zu sein schienen. Schon jetzt sind über 240 Präparate in unseren Apotheken nicht mehr lieferbar. Nachschub ist nicht in Sicht, es droht ein Chaos. Makaber dabei ist, dass uns gerade jetzt auch die Medikamente ausgehen, die ein Patient mit einem fremden Herzen zum Überleben braucht.» (Ungefragt Organspender. Leserbrief vom 18.1.2020 zu „Sollen wir alle Organspender*innen sein?“, taz vom 14. 1. 20)
Zu viele Tote? Hier lohnte sich das Eingreifen des Gesetzgebers.