Montag, 30. Dezember 2013

Der Kommissar der Kurie

Der „Apostolische Kommissar“ Fidenzio Volpi OFM Cap, der von der Ordenskongregation den Franziskanern der Immaculata vorgesetzt worden ist, begründete nun sein eliminatorisches Vorgehen gegen sie damit, sie seien «in eine „krypto-lefebvrianische, jedenfalls traditionalistische“ Richtung „abgedriftet“».
„Traditionalistische“ Richtung? Daß sie dem antiphilosophischen Traditionalismus anhingen, der in seiner radikalen Form vom I. Vaticanum verurteilt wurde, der Ideologie, bei der einst Immanuel Kant Pate stand (zu dessen Argumentation siehe: „Interview mit einem intelligenten Atheisten“), deren Nachbeben die „Diastasentheologie“ Karl Barths darstellte, das scheint denkbar unwahrscheinlich. Und wenn „traditionalistisch“ in einem anderen Sinn gemeint ist: worin könnte da ein Vorwurf begründet sein?
„Krypto-lefebvrianisch“? Haben sie Priester heimlich von Bischöfen der Pius-Bruderschaft zu Bischöfen weihen lassen? Wenn, dann wäre kirchenrechtlich dagegen vorzugehen – bisher aber ist nichts derartiges bekannt geworden. Oder haben sie nur von Bischöfen der Bruderschaft Diakone, Priester weihen lassen? Auch davon ist bisher nichts bekannt geworden. Doch wenn es so wäre – hat der Kommissar keine anderen Sorgen?
Es wäre eine Farce, wäre das Vorgehen nicht vor solcher Brutalität.

Bitte unterzeichnet die Bitte um Absetzung des Kommissars.

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Die „sexuelle Revolution“

Ein langes Interview mit Mitwirkenden und Sympathisanten:
«Man muss sich in die Zeit versetzen: Man hatte sich gerade vom kirchlichen Sextabu befreit und nichts als Sexualität im Kopf: Man diskutierte in Seminaren und Arbeitsgruppen über Sex, gründete Kommunen. Ich kannte Frauen, die arbeiteten in Peepshows. Diese sexualisierte Atmosphäre griff natürlich auch auf die Kinder über.»
«Und wenn er ein Kind auch unter der Gürtellinie gestreichelt hat, finde ich auch das nicht schlimm. Das hat nichts mit Pädophilie zu tun.»
«Sicher: Die Indianerkommune besetzte uns und drückte ihre Forderungen nach „Kinderrechten“ wie freiem Sex und Schuleschwänzen ins Blatt. Aber das Thema war unwichtig.»
«Da sieht man, wo die sexuelle Revolution gescheitert ist: überall Sex, nur nicht in den Beziehungen. Viele Paare trennen sich, weil sie sexuell nicht zurechtkommen, oder Männer gehen dann in den Puff, statt daran zu arbeiten.»
Wenn man dieses Interview gegen den Strich liest, kann man darin durchaus eine überzeugende Argumentation für die kirchliche Sexualmoral entdecken.

Montag, 2. Dezember 2013

„Evangelii Gaudium“ aus kirchenferner Sicht

Nein, keine gute Katholikin, aber auch keine trivial-blindwütige Kirchenfeindin, und jedenfalls eine kluge Beobachterin – Doris Akrap kommentiert die neue Enzyklika:
«Das als revolutionär gefeierte „Evangelii Gaudium“ macht Eindruck. Und zwar den, der Verfasser habe der Lektüre des strukturalistischen Philosophen Gilles Deleuze mehr abgewinnen können als dem Lesen in der Bibel.»
«.. etwas an all dem Revolutions- und Umsturzpathos des Papstes löst ein Unbehagen aus. Ja, der Papst attackiert zahlreiche Grundfesten der katholischen Kirche. Aber ist das nicht alles ein bisschen viel auf einmal? Und ist es nicht so, dass, wer keine Vision hat, eine Reform ankündigt? Und dann noch eine und noch eine, bis am Ende niemand mehr weiß, in welchem Reformstau man gerade steht, worum es da eigentlich grade geht?»